Zum Abendgottesdienst am Mittwoch, 15. Februar 2023 waren auch zwei Vertreter des Wichernheims in die Kirche Heidelberg-Werderstraße gekommen. Erneut konnten sie eine Spende aus dem Förderschwerpunkt Wohnungs- und Obdachlosenhilfe von human aktiv entgegennehmen.
„Einer trage des andern Last“ – mit der Vertonung aus Galater 6,2 (CB 353) eröffnete der gemischte Chor den Predigtteil des Gottesdienstes. Hirte Volker Nürk betrachtete die sinnbildliche Komposition, bei der eine Stimme nach der anderen einsetze und durch einen Tonartwechsel die Last am Ende zwar noch vorhanden aber leichter geworden sei.
Lukas 10,36-37
„Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!“ – Lukas 10,36-37 war Predigtgrundlage. Hirte Nürk schilderte die biblische Situation, als ein Schriftgelehrter Jesus nach dem ewigen Leben fragte und dieser konterte, was denn in der Schrift dazu geschrieben sei. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben…und deinen Nächsten wie dich selbst“ war die korrekte Antwort des Gelehrten, der er aber die Frage hinzufügte, wer denn der Nächste sei, die Jesus mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter beantwortete. Hirte Nürk beschrieb die erheblichen Gefahren einer Reise von Jerusalem nach Jericho mit 1.000 m Höhenunterschied und vielen Wegelagerern, versuchte aber auch Erklärungen für das Verhalten des Priesters und des Levits zu finden. Erst ein Samariter, damals ohne Ansehen in der Gesellschaft, half, ohne zuvor eine Schuldfrage zu stellen. „Wann waren wir zum letzten Mal barmherzig?“ fragte Nürk und bat darum, die Nöte des anderen zu erkennen, und zwar dort wo man sei. „Möge die Sonn dir scheinen“ (CB 365) mit dem irischen Segenslied setzte der gemischte Chor den musikalischen Schlusspunkt des Gottesdienstes.
Wichernheim Heidelberg
Gerhard Emig, Einrichtungsleiter im Wichernheim Heidelberg, bedankte sich zuerst einmal für die Einladung zum Gottesdienst und die Impulse aus dem Predigtteil, bevor er die Anfänge des Wichernheimes, eine Wiedereingliederungshilfe der evangelischen Stadtmission schilderte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert sei Johann Hinrich Wichern, der Begründer der „inneren Mission“ nach Heidelberg gekommen. 1862 sei Gründungsjahr der evangelischen Stadtmission, die mit der Kapelle in der Plöck und der „Herberge zu Heimat“ im heutigen Holländer Hof erste Einrichtungen für arbeitssuchende Männer ohne Wohnung schuf. Das erste Wichernheim sei 1931 entstanden. Seit 1974 befinde sich die Einrichtung im Gebäude in der Plöck, wo wohnungslose Frauen und Männer dorthin begleitet werden, wo sie sein möchten: in der Gesellschaft mit Familie und Freunden. Die Arbeit sei breitgefächert - von 18jährigen Jungs bis zur 85jährigen Dame. Er beklagte den angespannten Wohnungsmarkt in Heidelberg, der nahezu keine Wohnung für eine ehemalige Wichernheimbewohnerin oder -bewohner bereithalte.
Klient:innenküche
Pascal Drzonek, stellvertretender Einrichtungsleiter im Wichernheim, umriss das Projekt Klient:innenküche, dessen Realisierung mit 6.000 Euro von human aktiv, dem Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland gefördert wird. Menschen, die nie gelernt haben, sich selbst zu versorgen, sollen die Möglichkeit erhalten, in einer soliden Küche selbst Gerichte mit kleinem Geldbeutel zuzubereiten, denn für Fastfood und Fertiggerichte reiche das Budget nicht aus. Zusammen mit einer Praktikantin habe ein Bewohner bereits ein Kochbuch mit einfachen Gerichten zusammengestellt. Ab diesem Zeitpunkt sei ihm nie mehr das Verpflegungsgeld ausgegangen. Eigenständige Versorgung sei eine weitere Etappe auf dem Weg, sich zu verselbständigen.
Mit vielen Fragen und einem kräftigen Applaus würdigte die Gemeinde die Arbeit im Wichernheim, während ein Foto von der symbolischen Spendenübergabe angefertigt wurde.