Neuapostolische Kirche

Zum Einstieg in das anspruchsvolle Thema zeigte Diakon Elias Feil eine Filmsequenz, in der zehn Menschen Aussagen wie „ich war im Kloster“, „ich bin blind“, „ich unterrichte Yoga“ oder „ich habe ein Buch geschrieben“ in kürzester Zeit ohne Nachfragen vier anderen Menschen zu ordnen sollten – oft mit verblüffendem Ergebnis.

Anhand einer Situation im Baumarkt beschrieb Elias Feil soziales Denken in Stereotypen, was bei einer Entscheidungsfindung hilfreich sei. Würden Stereotypen zusätzlich mit Bewertungen versehen, entstünden daraus Vorurteile, die auch in soziale Diskriminierung münden können. Er berichtete von einer Studie, dass Vorurteile nur durch persönliche Kontakte in ausreichender Zeit und entspannter Atmosphäre abgebaut bzw. aufgeweicht werden können.

In virtuellen Kleingruppen wurden fünf biblische Begebenheiten auf ihren zeitgeschichtlichen Kontext untersucht und mit der vorurteilsfreien Herangehensweise von Jesu verglichen.

• Jesus zu Gast bei einem Zöllner, war Thema von Gruppe eins. Zöllner zählten zur Zeit Jesu zu einer gesellschaftlichen Randgruppe, da sie als Privatpersonen Zölle für die römische Besatzungsmacht erhoben – oft auch zu ihren eigenen Gunsten. Die negative Bewertung durch Pharisäer kommentierte Jesus mit „Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.“ (Matthäus 9,13)
• Jesus und die Ehebrecherin beleuchtete Gruppe zwei. Die prozesslose Verurteilung einer Frau entsprach dem alttestamentlichen Rollenverständnis von Mann und Frau, womit Jesus eine Falle gestellt werden sollte. Mit „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein…“ und „…geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ (aus Johannes 8) gab ihr Jesus eine zweite Chance und die Möglichkeit zur Veränderung.
• Dass Jesus die Samariterin am Jakobsbrunnen vorurteilsfrei angesprochen hatte, war zu damaliger Zeit ebenfalls ein gesellschaftliches No-go und Thema von Gruppe drei. Samariter waren ebenso wie unverheiratete Frauen verachtet. Jesus ging unvoreingenommen und ungeachtet ihrer Herkunft auf die Menschen zu, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
• Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter analysierte Gruppe vier. Gesellschaftlich manifestierte Vorverurteilungen habe Jesus bewusst ignoriert, um auf Fürsorge und praktizierte Nächstenliebe eines Außenseiters aufmerksam zu machen. (Lukas 10,30-37)
• Mit der Heilung eines Blindgeborenen beschäftigte sich Gruppe fünf. Dem Behinderten, dem Sünde seiner Eltern als Strafe Gottes angelastet wurde, begegnete Jesus wertschätzend auf Augenhöhe und ermöglichte ihm Heilung, die er selbst mit dem Abwaschen des Breies zu Ende bringen musste. (Johannes 9,1-14)

Nach der Präsentation der Gruppenarbeiten besprach die gesamte virtuelle Runde, wie moderne Vorurteile abgelegt und Schubladendenken vermieden werden könne.

Mit der Einladung zum Openair-Jugendgottesdienst am Sonntag, 11. Juli 2021 in Präsenz auf der großen Wiese hinter der Kirche Neckargemünd-Mückenloch endete die ZOOM-Konferenz.