„Es gibt nichts Größeres, als dass ein Mensch für andere ein Segen ist.“ Mit diesem Zitat von Dietrich Bonhoeffer begann Buchens Bürgermeister Roland Burger sein Grußwort an die versammelte Festgemeinde nach dem Gottesdienst am 22. Juli 2018. An diesem Tag wurde das 50-jährige Bestehen der Neuapostolischen Kirchengemeinde Buchen gefeiert, die am 30. Juni 1968 gegründet wurde.
Der Festtag begann mit einem Gottesdienst, den der Bezirksvorsteher des Kirchenbezirks Eberbach, zu dem die Gemeinde Buchen gehört, Bezirksältester Helmut Hoffmann, leitete.
Während die ersten Gottesdienste noch in einem angemieteten Kirchenlokal in der Hochstadtstraße stattfanden, hat die Gemeinde seit 1972 ihr eigenes Kirchengebäude an der Ecke Nahholz/Brünner Straße, welches 1996 durch den heute noch bestehenden, zeitgemäßen Neubau ersetzt wurde (für weitere Informationen siehe Festschrift).
Zu Beginn hieß Herr Helmut Hoffmann alle Gottesdienstteilnehmer herzlich willkommen und gratulierte der Gemeinde zum 50-jährigen Bestehen. Zum Festgottesdienst eingeladen waren ehemalige Buchener Gemeindemitglieder, die mittlerweile weggezogen sind, Freunde, Bekannte und Nachbarn, aber auch Vertreter aus Stadt und Kreis, sowie der Kirchen, zu denen über die Zusammenarbeit im Arbeitskreis christlicher Kirchen gute Kontakte bestehen. So war die gut 100 Plätze fassende Kirche voll besetzt.
Zu Beginn des Gottesdienstes sang die Gemeinde unter Orgelbegleitung das bekannte Lied „Großer Gott, wir loben dich“ (Text: Ignaz Franz, 14. Jh.).
Chor und Orchester der Gemeinde umrahmten mit ihren Liedbeiträgen den Gottesdienst.
Als Predigtgrundlage verwendete der Bezirksälteste den Bibeltext aus Johannes 8, 36: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“
Es sei der Liebe und Gnade Gottes zu verdanken, dass die Kirchengemeinde auch in der heutigen Zeit noch ein aktives Gemeindeleben habe. In einer Gesellschaft, in der Egoismus und Individualismus immer mehr an Bedeutung gewinnen, sähen sich mehr und mehr Menschen durch die Kirchen in Ihrer Freiheit eingeschränkt. Er forderte die Gemeindemitglieder dazu auf, trotzdem ihre Identität als Christen zu bewahren, den Menschen mit Liebe und Vergebungsbereitschaft zu begegnen und Jesus Christus in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen. Ihr Handeln solle frei von Egoismus, frei von Streben nach Erfolg zu Lasten anderer und frei von Berechnung sein. Jesus Christus habe durch seinen Opfertod von der Gefangenschaft der Sünde befreit. Dies sei die wahre Freiheit, die ein Mensch erfahren könne, betonte der Bezirksälteste.
Bezirksevangelist Peter Dambach, stellvertretender Leiter des Kirchenbezirkes Eberbach, wies in seinem Wortbeitrag auf die Verbundenheit der Christen durch Jesus Christus, unabhängig von der Glaubensgemeinschaft, hin. Ein 50-jähriges Bestehen einer Gemeinde käme auch dadurch zu Stande, dass man bereit sei, sich immer wieder zu vergeben und die Verbundenheit im Glauben stets im Mittelpunkt stünde.
Dank Gott gegenüber für die Gemeinschaft in der Gemeinde und für das Engagement der Mitglieder, stellte Buchens Gemeindevorsteher Evangelist Gunther Hirsch in seinem Predigtbeitrag in den Mittelpunkt. „Nun danket alle Gott“, so der Titel eines wohlbekannten Chorals. „Wieviel wurde in den 50 Jahren der Gemeinde-Geschichte und schon zuvor getan? Unzählige Gedanken, Gebete, Gespräche, Zeit, Arbeit, Opfer, Gottesdienste, Besuche, Reisen…“. Das Jubiläum sei eine gute Gelegenheit, einander und Jesus Christus dafür zu danken. Letztlich gebühre ihm aller Lobpreis, alle Ehre! Er sei das Haupt der Gemeinde. Das Ziel, auf welches in der Gemeinde weiterhin hingearbeitet werden solle, sei, an der verheißenen Wiederkunft Jesu Christi dabei zu sein.
Priester Jürgen Augat, Leiter der Gemeinde Michelstadt im Odenwald und selbst „ein Buchener Kind“ und lange Zeit Mitglied der Gemeinde Buchen, rief dazu auf Jesus als Vorbild zu nehmen und die Liebe und Freiheit, die wir durch ihn erfahren würden, an unsere Mitmenschen weiterzugeben.
Im Anschluss an den Gottesdienst richtete der Bürgermeister der Stadt Buchen, Roland Burger, Grußworte an die Kirchengemeinde. Bezug nehmend auf das eingangs genannte Zitat „Es gibt nichts Größeres, als dass ein Mensch für andere ein Segen ist“, zeigte er: „Wenn Menschen füreinander ein Segen sind, dann blüht die Gemeinschaft. Die Gemeinschaft wiederum kann Sicherheit, Geborgenheit, Halt und Orientierung geben - Werte, nach denen sich jeder Mensch als soziales Wesen sehnt. Christliche Kirchen stehen seit jeher beispielhaft für diese Gemeinschaften.“ Auch er gratulierte der Gemeinde zum Jubiläum und freue sich, die Neuapostolische Kirchengemeinde in Buchen zu haben.
Nach einem kurzen Programmabriss eröffnete Gunther Hirsch das Mittagsbuffet, zu dem er alle herzlich einlud. Auch Frau Pfarrerin Irmtraud Fischer von der evangelischen Christusgemeinde Buchen war dabei und gratulierte herzlich. In den Kirchenräumen konnten sich alle Interessierten über die Gemeindehistorie anhand verschiedener Schautafeln und der ausliegenden Festschrift, die eigens für das Jubiläum erarbeitet wurde, informieren. Priester Bernd Felde, der mittlerweile altersbedingt im kirchlichen Ruhestand ist, hatte aus seinem über die Jahre angesammelten Archiv, im Kirchenschiff Bilder im Großformat aufgehängt und Videosequenzen zusammengeschnitten, die die gemeinsamen Ereignisse und Erinnerungen aufleben ließen.
Der Festtag wurde mit einem Konzert der Gruppe „Tonart“ „Feel go(o)d“ begeisternd und schwungvoll beschlossen. Bevor die sechs Musikerinnen und Musiker modernes geistliches Liedgut zu Gehör brachten und viel Applaus erhielten, bot sich den Festgästen die Gelegenheit, den Grußworten der Dekane Johannes Balbach von der katholischen und Rüdiger Krauth von der evangelischen Kirche sowie Landrat Dr. Achim Brötel zu lauschen. Zur Einleitung bekannte Gemeindevorsteher Gunther Hirsch: „Wir sind dankbar, dass wir in der Stadt Buchen unseren Platz haben. Wir schätzen den Kontakt zu unserem Landrat und Bürgermeister sehr. Sehr wohltuend auch die Offenheit und Wertschätzung unter Brüdern und Schwestern der christlichen Kirchen vor Ort. Wunderbar, was da in wenigen Jahren an Verständnis und Verbundenheit gewachsen ist.“
Die Dekane sprachen in ökumenischer Verbundenheit wechselweise. Eindrucksvoll wurde die erfreulich rasche Entwicklung der ökumenischen Zusammenarbeit in den letzten Jahren gezeigt. Gemeinsam unterstrichen sie „Wir lernen voneinander und beten miteinander. Wir bekennen uns zu Jesus Christus. In unserer Verschiedenheit achten wir einander und sind bestrebt, das gemeinsame Zeugnis unseres Glaubens noch stärker und noch überzeugender in die Welt zu tragen.“ und überreichten ein wertvolles Bibel-Faksimile.
Landrat Dr. Achim Brötel gratulierte und stellte der Gemeinde ein beachtliches Zeugnis aus: „Als ausgesprochen ermutigend empfinde ich es, dass Sie eine sehr aktive Kirche sind. Zwei Gottesdienste pro Woche mit inspirierenden, frei gehaltenen Predigten, eine umfassende seelsorgerliche Tätigkeit sowie ein reger Austausch mit anderen Gemeinden.“ Und: „Hinzu kommt, dass Sie ganz bewusst nicht unter sich bleiben wollen. Jeder ist dazu eingeladen. Genau das brauchen viele in einer immer komplexeren Welt wahrscheinlich dringender denn je. Jemand, der für ihre Sorgen, Nöte, Hoffnungen und Sehnsüchte da ist. Jemand, der Orientierung gibt, zumal wenn sich diese Orientierung auch noch maßgeblich aus der frohen Botschaft des Neuen Testaments speist.“