Das berichtete ein Bewohner des Schriesheimer Talhofes am Sonntag, 16. April 2023, als zahlreiche Mitglieder der Gemeinde Schriesheim die Einrichtung für Wiedereingliederungshilfe besichtigten und dabei eine Spendenscheck von human aktiv überreichten.
Nach dem Gottesdienst mit Priester Peter Ockert am Sonntagvormittag in der Kirche Schriesheim machten sich beinahe alle Gottesdienstbesucherinnen und -besucher auf den Weg zum Talhof, um eine Einladung vom Januar 2022 einzulösen. Im Rahmen einer Spendenübergabe nach dem Gottesdienst hatte damals Günther Förster, Leiter des Talhofes, die Einladung ausgesprochen. Nun stand Günther Förster mit einem ganzen Arm voller Schirme bei dichtem Nieselregen unter der Tür. Nach der Begrüßung führte er ins Trockene der Schreinerei.
Werkstätten
Hier erfuhren die interessierten Gäste, dass die von der Heidelberger Stadtmission getragene Einrichtung seit 1983 wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen in Schriesheim ein Dach über dem Kopf bietet. 50 Betroffene finden hier vorübergehend oder dauerhaft Unterkunft, Betreuung und sinnvolle Beschäftigung. Während die Wäscherei auch die benachbarte Seniorenresidenz Haus Stammberg versorgt, werden in der Schreinerei alle Möbel des Hauses gebaut oder Stühle mit neuem Geflecht versehen, in der Schlosserei ausrangierte Geräte in Auftragsarbeit zerlegt sowie saisonale Produkte der Gärtnerei auf dem Schriesheimer Wochenmarkt verkauft. Die Bewohner kümmern sich um die Versorgung der Esel und Hühner oder unterstützen bei der Essensausgabe im Speisesaal.
Spendenübergabe
Die urige Werkstattatmosphäre nutzte Priester Peter Ockert, stellvertretender Vorsteher der Gemeinde Schriesheim, den symbolischen Spendenscheck an Günther Förster zu überreichen. Erneut hatte human aktiv, das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland den Talhof mit 6.000 Euro aus dem letztjährigen Förderschwerpunkt Wohnungs- und Obdachlosigkeit bedacht.
Weiterentwicklung
Förster berichtete über die ständige Weiterentwicklung und Sanierung der Einrichtung. Waren die Bewohner anfänglich in Doppelzimmern mit Etagenbädern untergebracht, werden heute Einzelzimmer mit eigener Nasszelle angeboten. Mit Hilfe der Unterstützung von human aktiv konnten Außenbereiche überdacht und aufgewertet werden, was gerade während der Kontaktbeschränkungen im Rahmen der Pandemie äußerst hilfreich war.
Perspektiven
Führte oftmals ein Bruch im Lebenslauf in die Obdachlosigkeit und damit in den Talhof, kämen mittlerweile vermehrt Menschen ohne Berufsausbildung mit psychischen Problemen oder Suchterfahrung zur Aufnahme. Bei drei bis fünf Bewohnerinnen oder Bewohnern jährlich gelänge die Resozialisierung mit Umzug in die eigene Wohnung und einer Arbeitsstelle auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Mittagessen
Im lichten Nebenraum des Speisesaales waren Tische gedeckt und Förster lud alle zum Mittagessen ein. Den Helfern an der Essenausgabe und im Service war es eine Freude, die Gäste zuvorkommend zu bewirten. Einer der Helfer berichtete, wie er in jungen Jahren eine schwere Krankheit durchlitten und dadurch während der Pandemie seine Arbeitsstelle verloren habe und damit auch seine Wohnung. „Der Talhof hat mich aufgefangen“ versicherte er und es sei ihm ein Bedürfnis, trotz gesundheitlicher Einschränkungen im Talhof mitzuarbeiten und damit etwas zurückzugeben.