Zum Gottesdienst am 1. Adventsonntag, 28. November 2021 war auch der Leiter des Sozialkaufhauses der Diakonie Untermain in die Kirche Michelstadt gekommen. Nach dem Gottesdienst stellte er die besondere Aufgabenstellung seiner Einrichtung vor, die von human aktiv mit Mitteln aus dem diesjährigen Förderschwerpunkt unterstützt wird.
„Macht hoch die Tür“ (GB 1) – feierliches Orgelspiel eröffnete den Gottesdienst zum 1. Advent. „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk, dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde, ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.“ Lukas 1,68.74.75 aus dem Lobgesang Zacharias, dem Vater Johannes des Täufers, war Predigtgrundlage.
Priester Michael Krause, Vorsteher der Gemeinde Michelstadt, freute sich über die beginnende Adventszeit mit ihren Lichtern und der Erwartung des Kindes in der Krippe und des wiederkommenden Messias. Er forderte dazu auf, selbst ein Licht im Dunkel zu sein und ohne Furcht, vor dem was kommt, den Kommenden sowie den Nächsten willkommen zu heißen. „Sag nicht Gott, wie groß deine Probleme sind, sondern sag deinen Problemen wie groß Gott ist“ ermutigte Priester Krause dazu, den Glauben einzusetzen, wenn der Verstand sage, es gehe nicht.
Priester Henry Belz kommentierte den Liedbeitrag „ich bete an die Macht der Liebe“ (GB 221) und mahnte eine positive Lebenseinstellung an.
Sozialkaufhaus – mehr als anziehend
Nach dem Gottesdienst schilderte Wolfgang Grose, Fachbereichsleiter der Diakonie Untermain, die Zielsetzung des Sozialkaufhauses im Bahnhofsquartier Aschaffenburg, das mit rund 400 Kundenkontakte täglich Kleidung und Gebrauchsgegenstände sowie im angegliederten Café Wärme und Verpflegung für Bedürftige bereithält - aber auch Hilfe und Beratung.
TABEA
Die Ereignisse an einem grauen Novembertag im Jahr 2012 waren Initialzündung für eine weitere Beratungsstelle: Eine vierzehnköpfige, völlig durchnässte und durchgefrorene Romafamilie kam ins Sozialkaufhaus. Nach ersten Hilfeleistungen war Vertrauen entstanden und sie führten zu ihrem Versteck, einem provisorischen Igluzeltlager mitten im Wald, wo auf nassem Waldboden eine hochschwangere Frau saß. Im Rahmen der innereuropäischen Freizügigkeit reisen bitterarme Menschen nach Deutschland, um ihren kargen Lebensunterhalt durch Betteln zu bestreiten. Nicht krankenversichert, wohnsitzlos und ohne legale Beschäftigung fallen diese Menschen durch jedes Sozialsystem und bewegen sich am Rande der Legalität. Diese Armutsflüchtlinge – meist aus südosteuropäischen Ländern – traten damit in den Fokus der Hilfseinrichtung und die Beratungsstelle TABEA (Treff, Anlaufstelle und Beratung für Europäische Armutsmigranten) entstand. Hier wird niedrigschwellige Sozial- und Erstberatung angeboten, Fachstellen vermittelt, bei der Wiederbeschaffung verloren gegangener Papiere unterstützt, medizinische Versorgung bei ehrenamtlich tätigen Ärzten organisiert, Kontakte zu kulanten Arbeitgebern hergestellt und vieles mehr. Da es sich hier mehrheitlich um ausländische Bürgerinnen und Bürger aus europäischen Ländern handelt, erhält die Beratungsstelle mit ihren rund 500 jährlichen Kontakten kaum Förderung und ist darum dringend auf Spenden und Zuwendungen angewiesen.
5.000 Euro von human aktiv
Über die Diakonie Bayern erfuhr Wolfgang Grose vom diesjährigen Förderschwerpunkt „Hilfe für Wohnungs- und Obdachlose“ von human aktiv, dem Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland und stellte umgehend einen Antrag. Freudestrahlend hielt er nun den Spendenscheck über 5.000 Euro in Händen und erinnerte in seinen Dankesworten daran, dass auch Jesus in einer Notunterkunft fern seiner Heimat geboren und als erstes von Menschen besucht wurde, die gesellschaftlich am Rande standen oder aus dem Ausland angereist waren. Als kleine Zugabe hatten die Michelstädter Gemeindemitglieder Hygieneprodukte mitgebracht, die ebenfalls dringend benötigt werden.