Am Sonntag den 02.07.2017 fand im Rahmen der Kulturkirche ein Vortrag mit dem Thema „Krankheit, Sterben und Tod in Judentum, Islam und Christentum“ statt. Dazu hatten sich in der neuapostolischen Kirche in Bammental etwa 30 interessierte Zuhörer versammelt.
Nachdem man sich ab 16:30h bei Kaffee, Getränken und Gebäck ein wenig stärken und ins Gespräch kommen konnte, begann um 17 Uhr der Vortrag, der etwa 50 Minuten dauerte und mit einer Diskussion abgerundet wurde.
Als Referent war aus dem Bezirk Sindelfingen Dr.med. Erich Bärlin angereist. Er ist dort als Evangelist Vorsteher der Gemeinde Althengstett-Neuhengstett.
Zu Beginn des Vortrags schilderte Dr. Bärlin wie er auf den Gedanken kam sich mit dem Thema zu befassen: Als er in seiner rheumatologischen Praxis eine türkische Patientin hatte, bei der es offensichtlich war, dass sie außer Schmerzen noch unter anderen Problemen litt, welche für die Therapie wichtig sein würden und im Gespräch klar wurde, dass sie ihren Ehemann verloren hatte, wurde deutlich, dass man gar nicht genau darüber Bescheid weiß wie Muslime mit dem Thema Sterben und Tod umgehen. Nach der Erwähnung, dass sowohl der Zeitpunkt der Geburt, als auch der Zeitpunkt des Todes von Gott oder hier Allah vorbestimmt ist, schien es der Patientin besser zu gehen, da sie sich zumindest in ihrer Trauer angenommen fühlte.
Vorweg muss natürlich gesagt werden, dass die folgenden Gedanken zu Judentum und Islam sehr vereinfacht dargestellt sind und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Judentum: Die Juden glauben, dass eine Spur der Seele am Körper verbleibt. Daher bleiben die Gräber bestehen, bis der Messias kommt und werden nicht aufgelöst. Am Grab kann um den Verstorbenen getrauert werden und der Glaube der Trauernden kann gelebt werden. Für die Beerdigung gibt es viele Vorschriften, deren Einhaltung eine Verpflichtung des Glaubens darstellt. Dazu gehören zum Beispiel Gebete, Lesungen und Waschungen. Die Bestattung muss ein bis drei Tage nach dem Tod stattfinden und am besten soll der gläubige Jude in Jerusalem beigesetzt werden. Er soll vor dem Tod nichts mehr schuldig bleiben und mit allen im Reinen sein. Nach jüdischem Verständnis werden alle auferstehen und dann wird es für die Juden, die sich an die Vorschriften gehalten haben, eine neue Schöpfung geben.
Islam: Der Leichnam soll auf dem Friedhof nach Mekka ausgerichtet werden. Es gibt Trauerwoche, -monat und –jahr. Danach ist keine Trauer mehr erwünscht! Auch hier bleiben die Gräber bestehen und werden nicht aufgelöst. Es gibt keine Fürbitte für die Toten. Die Gräber werden besucht um sich das eigene Tun zu vergegenwärtigen. Auch im Gedenken an die Toten werden wohltätige Gaben an Arme gegeben. Nach dem islamischen Verständnis wird erst der Weltuntergang kommen, dann werden alle auferstehen und dann folgt die Abrechnung ob man ins Paradies oder die Hölle kommt, abhängig von der Loyalität zum Koran und den guten Taten im Leben.
Evangelist Bärlin wies darauf hin, dass in unserer Zeit die Welt „immer kleiner“ wird und es daher umso wichtiger ist auch unter den verschiedenen Religionen Kontakte zu knüpfen, sich um ein friedliches Miteinander zu bemühen und sich auf das Verbindende zu besinnen statt die Unterschiede hervorzuheben. In allen drei Religionen ist es der gleiche Gott, der Gott Abrahams!