Trotz hochsommerlicher Temperaturen versammelten sich neuapostolische Christen der Kirchengemeinden Eberbach, Michelstadt, Mosbach und Haßmersheim am Mittwoch, den 24.07.2019, in der neuapostolischen Kirche in Eberbach zum Abendgottesdienst mit Bischof Jörg Vester.
Seiner Predigt legte Bischof Vester das Bibelwort Jakobus 5,7.8 zugrunde:
"So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn.
Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig,
bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und
stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe."
Bischof Vester führte aus, dass die sogenannten Apostelbriefe, also auch der Brief des Jakobus zeitlich vor den Evangelien geschrieben wurden. Die damaligen Christen lebten in der Erwartung des zeitnahen Wiederkommen Jesu und es sei davon auszugehen, dass Sie zunehmend ungeduldig wurden, als mehr und mehr Zeitzeugen Jesus Christus gestorben sind und sich die Zusage Jesu „Ich werde wiederkommen…“ noch nicht erfüllte.
Auch die Apostel seien nach der Himmelfahrt Jesu ungeduldig geworden, als sie alleingelassen und verängstigt auf den verheißenen Heiligen Geist warteten. Seit über zweitausend Jahren hätten Christen immer wieder Ereignisse oder Zeitrechnungen herangezogen, um zu begründen, warum Jesus gerade in diesen Situationen wiederkommen müsste – und trotzdem ist er nicht wiedergekommen.
Er sprach auch ältere Glaubensgeschwister an und verwies darauf, dass Sie ja schon 80 oder teilweise 90 Jahre auf das Wiederkommen Jesus warten würden. Grund genug, eben auch einmal ungeduldig oder mutlos zu werden. Auch wenn wir als Christen sicher nicht jeden Tag in der gleichen Intensität auf das Wiederkommen Jesus warten würden, so riet er der Gemeinde, sich öfter einmal mit dem Glaubensbekenntnis und dort speziell mit dem neunten Glaubensartikel zu befassen: „Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Erstlinge aus den Toten und Lebenden, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, zu sich nimmt …”
Um den Christen zu zeigen, wie sie auf das Wiederkommen Jesu warten sollten, hätte Jakobus in seinem Brief das Bild eines Landmannes genommen, der auf die Ernte wartet. Ein Landwirt könne den Boden bearbeiten, er säht aus und er ist auch danach nicht untätig und entfernt zum Beispiel Unkraut – aber die Natur könne er nicht beeinflussen. Er müsse geduldig hoffen und warten in dem Wissen, irgendwann regnet es und irgendwann keimt der Samen und es reift die Ernte.
Bischof Vester riet der Festgemeinde, gemäß diesem Bild den Glauben an die Wiederkunft Jesu aufrecht zu halten und die Lebenszeit nicht nur abwartend, sondern auch aktiv zu nutzen. Besonders in schwierigen Lebensverhältnissen wären wir geneigt, die Geduld zu verlieren, mutlos zu werden, zu zweifeln. Wenn wir uns in solchen Situationen aber daran erinnern würden, was Gott schon alles für uns getan hätte, würde das unsere Herzen und unsere Geduld stärken. Auch wenn wir in der jeweiligen Situation nicht immer mit der Hilfe Gottes einverstanden gewesen wären, weil Gott Türen für uns nicht nur geöffnet, sondern manchmal auch geschlossen hat, was wir erst aus späterer Betrachtung als gute Entscheidung für uns erkennen konnten… Jakobus hätte in seinem Brief an anderer Stelle sogar geraten, Prüfungen und Anfechtungen als gewisse „Freude zu erachten", denn wenn diese Anfechtung im Glauben durchstanden sei, bewirke dies Geduld (Jakobus 1,2–4).