Unter dieser Überschrift stand die ökumenische Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November 2020. Wegen der Hygieneregeln im Rahmen der Corona-Pandemie hatte die ACK Sinsheim die Veranstaltung vom Synagogenplatz in die evangelische Stadtkirche Sinsheim verlegt.
Feierliche Posaunenklänge von der Empore der evangelischen Stadtkirche eröffneten die Gedenkfeier. Christiane Glöckner-Lang, Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Sinsheim (ACK) begrüßte die Anwesenden und stellte das Gedicht „Ich will mich erinnern…“ von Erich Fried (1921 – 1988) in den Mittelpunkt der Veranstaltung.
Anhand dieses Gedichtes hatten Schülerinnen und Schüler der Kraichgau-Realschule und des Wilhelmi-Gymnasiums Sinsheim im Religionsunterricht Texte für die Gedenkfeier erarbeitet, die Jutta Stier, Schuldekanin des katholischen Kirchenbezirks verlas. Beginnend mit der Fragestellung, an was man sich erinnern solle, wenn man erst 2004/2005 geboren sei, entwickelte sich Mitgefühl, wenn beispielsweise junge jüdische Fußballspieler plötzlich nicht mehr mit christlichen Kameraden spielen durften oder liebgewordene Nachbarn plötzlich verschwanden. Schließlich folgte die Feststellung, dass solch unsagbar grauenvolle Taten nur geschehen können, wenn vergessen würde, dass die Würde des Menschen unantastbar, die Religion frei wählbar und die Meinung frei äußerbar sei.
Nach einem weiteren Musikstück stellte Jörg Albrecht, Oberbürgermeister der Stadt Sinsheim, die Frage: „Wie gehen wir durchs Leben?“ und appellierte an die gesellschaftliche Verantwortung in Demut dem geschürten Hass in maßloser Wut zu gedenken und ein Wiederaufflackern zu verhindern.
Nun folgte die Bibellesung. Peter Ruf, Vorsteher der neuapostolischen Gemeinde Sinsheim, rezitierte aus den Klageliedern Jeremias 5,1-15. In ihrer anschließenden Meditation zum vorgelesenen Bibeltext erinnerte Dekanin Glöckner-Lang an die Deportation der Sinsheimer Juden im Oktober 1940 nach Gurs und deren schmerzliche Wunden.
Vertreter aller im ACK Sinsheim organisierten Kirchen lasen das Fürbittgebet, das Schülerinnen und Schüler des Leibniz-Gymnasiums Östringen vorbereitet hatten. Reiner Wiesler, Vorsteher i. R. der neuapostolischen Gemeinde Sinsheim bat in seiner Passage u. a. um grenzenlose Liebe, um sie an Mitmenschen egal welcher Herkunft und Religion weitergeben zu können.
Nach dem Segen, gesprochen von Dekanin Glöckner-Lang und Dekan Thomas Hafner, Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit Sinsheim-Angelbachtal, geleiteten Posaunenklänge die nachdenklich gewordenen Besucher in den Abend. Im kleinen Kreis legten die Vertreter der christlichen Kirchen gemeinsam einen Kranz am Synagogenplatz nieder und entzündeten dort Kerzen.