„Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“ (Lukas 12,34)
Das Bibelwort aus dem Lukasevangelium, das uns in der heutigen Andacht beschäftigen soll, steht im Zusammenhang mit den Aussagen Jesu zum Reich Gottes. Jesus macht deutlich, wie die Einstellung eines Menschen ist, der sich nach dem Reich Gottes sehnt.
Wesentliches Kennzeichen eines solchen Menschen ist ein starkes Vertrauen in Gott, das dazu führt, das Leben nicht von Sorgen und Nöten des Alltags bestimmen zu lassen. Jesus sagt: „… fragt nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und macht euch keine Unruhe. Nach dem allen trachten die Heiden in der Welt; aber euer Vater weiß, dass ihr dessen bedürft. Trachtet vielmehr nach seinem Reich, so wird euch dies zufallen“ (Lukas 12,29–31). Das sind anspruchsvolle Worte und mancher wird sich fragen, wird da nicht zu viel versprochen und verlangt?
Das Reich Gottes
Jesus spricht von den Bedingungen, um in das Reich Gottes zu gelangen – also in den Herrschaftsbereich von Gottes Gerechtigkeit und Gnade. Die Forderungen der Gesellschaft, die an den Menschen normalerweise gestellt werden, nämlich alle Mühe auf sich zu nehmen, um sein Leben zu gestalten und es erfolgreich werden zu lassen, haben hier ihre Dringlichkeit und Absolutheit verloren. Die Sorge um das Leben, um Karriere, Besitz, die vielfach Antrieb sind, um alle Kraft zu mobilisieren, ist in Bezug auf das Reich Gottes eher hinderlich. Es wird hier einmal nicht die menschliche Aktivität verlangt, sondern die Bereitschaft, Gott an und für sich handeln zu lassen.
Ein Schatz im Himmel
Wie notwendig es ist, Gott an entscheidenden Stellen des Lebens die Federführung zu überlassen, macht Jesus deutlich durch eine extreme und im wörtlichen Sinne nur nicht restlos realisierbare Aussage: „Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo sich kein Dieb naht, und den keine Motten fressen“ (Lukas 12,33). Den Aufruf, „verkauf, was du hast, und gib‘s den Armen“ musste sich auch der reiche Jüngling anhören (Lukas 18,22b) und ging traurig von dannen. Er war nicht in der Lage, das Streben nach dem Reich Gottes wirklich als Mitte seines Lebens anzunehmen. Er konnte die Sorge um seinen Besitz nicht hintanstellen und war nicht bereit, sich vorbehaltlos Gottes Gnade und Führung anzubefehlen. Jesus weist damit auch darauf hin, dass materieller Besitz und materielle Sorge etwas Vorläufiges und nur zur irdischen Schöpfung Gehörendes sind. Wer sich vorbehaltlos dem Reich Gottes zuwendet, der hat dies erkannt und kann die Angst vor den manchmal übermächtigen Forderungen des Tages verlieren. Die „Motten“ fressen den Besitz, das, was in der Welt so sicher und glänzend erscheint, wird plötzlich klein, fadenscheinig und löst sich schließlich auf.
Jesus lenkt unseren Blick auf etwas Sicheres und Bleibendes: „Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt“. Um diesen „Schatz“ soll es uns zu tun sein. Dieser Schatz hat nichts mit materiellem Besitz – mit Einkommen, Renten, Pensionen oder Dividenden – zu tun, denn er ist bei Gott beheimatet. Das Reich Gottes, in dem ewiges Leben bei Gott möglich ist, ist dieser Schatz. Die Hoffnung auf das ewige Leben gibt uns eine Lebensperspektive, die durch nichts erschüttert und von niemandem relativiert werden kann.
Unser Planen und Wünschen
Der Satz, „… wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“, gibt uns gleichsam einen Maßstab an die Hand. Wir sagen vielleicht: Ich strebe nach dem Reich Gottes und stelle alles andere hintenan. Doch woran merkt man, dass das auch wirklich zutrifft? Das „Herz“ meint in der Sprache der Bibel nicht unsere Gefühle oder unser Gefühlsleben, sondern es meint das, worauf unser Wille, unser Wünschen und Planen, ausgerichtet ist. Prüfen wir uns: Ist für mich wirklich die Gemeinschaft mit Gott Mitte meiner Existenz, ist sie wirklich das eigentliche Ziel meines Lebens? Wenn wir spüren, dass wir in allen möglichen Situationen – in den schönen und schlimmen – das Reich Gottes im Blick behalten, die Wiederkunft Christi herbeisehnen und den Wunsch haben, das Evangelium zu bezeugen, dann dürfen wir gewiss sein, dass unser Schatz wirklich im Himmel ist und sich all unser Wünschen damit verbindet!
Quelle: http://www.nak.org/de/news/nak-international/article/19963/