Mit der Sunrise Mass von Ola Gjeilo (*1978) und dem Requiem von Gabriel Fauré (1845 – 1924) hatte sich der Konzertchor der Neuapostolischen Kirche Nordbaden unter der Leitung von Bernd-Jürgen Kulick erneut an anspruchsvolle Chormusik herangewagt. Am Samstag, 9. November 2019 kamen die beiden Werke in der außergewöhnlich beleuchteten Kirche Heidelberg-Werderstraße zur Aufführung.
In seiner Werkeinführung stellte Bernd-Jürgen Kulick die Besonderheiten der erst im November 2008 in Oslo uraufgeführten Sunrise Mass vor. Während sich Ola Gjeilo an der klassischen Gottesdienstordnung mit Anbetung, Ehre, Glaube und Lobgesang orientiert und als Sprache Latein nutzt, bewegt sich die Musik aus der Atmosphäre über den Sonnenaufgang, die Stadt, die Erde zum Menschen quasi von oben nach unten. Der Konzertchor erfüllte die Kirche mit sphärischen Klängen aus mehrstimmigen Clustern, zeichnete im Gloria mit großen, in sich verschmelzenden Klangbögen einen strahlenden Sonnenaufgang, artikulierte Glaubensüberzeugung mit dichten, vielschichtigen Klangteppichen, um schließlich mit einem weltumspannenden „dona nobis pacem“ völlig geerdet und in sich ruhend zu schließen.
Vermittelt ein Requiem gewöhnlich Todesschmerz und Leid, sagte Gabriel Fauré über sein Requiem, es sei von sanftem Charakter. Bernd-Jürgen Kulick erläuterte die mehr als einhundert Jahre alte Komposition, die den Tod als Übergang zum Paradies beschreibt und damit eher nach oben führt. Eine Klangfülle aus Orgel, Piano und dem nun durch Holzbläser verstärkten Streichensemble interagierte und umrahmte den Gesang des Konzertchors. Im ‚Offertorium‘ brachte Julian Mack ‚Opfer und Gebete lobsingend‘ dar, Lara Mienhardt brillierte im ‚Pie Jesu‘, während Julian Mack um ‚Befreiung vom Tod‘ im ‚Libera me‘ bat, bis im ‚Paradisum‘ das Ziel und ewige Ruhe erreicht war und damit das Requiem verklang.
Die beeindruckten Zuhörer bedankten sich mit kräftigem Applaus für den die Mitwirkenden noch einmal die Sonne im ‚Sunrise – Gloria‘ aufgehen ließen.