Wie es sich für eine Lesenacht gehört, wurde es bereits dunkel, als die ersten Kinder ab 17:00 Uhr am Freitag, 7. November 2014 in der Kirche Wiesloch eintrafen.
Mit Feuereifer und Unterstützung der Eltern oder Betreuer bastelten 18 Kinder zwischen zwei und vierzehn Jahren im unteren Saal aus Tonpapier und einer Versandtaschenklammer lustige Igel mit wandernden Beinchen, verwandelten Milchkartons mithilfe von Ton- und Transparentpapier zu Eulenlaternen und malten hingebungsvoll Eulen- und Igelmandalas aus bis gegen 19:00 Uhr der „Speisesaal“ im Bauwagen öffnete.
Der Bauwagen steht seit dem Frühjahr auf dem Parkplatz der Kirche Wiesloch und bietet normalerweise einen zusätzlichen Raum für Sonntags- oder Vorsonntagsschule. Hier standen dampfende Kartoffel- und Kürbissuppe sowie Paprikaschweinchen für die hungrigen Mägen bereit, wobei einige der Kinder eher die Würstcheneinlage der Suppen bevorzugten. Auch die Mini-Schokomuffins zum Dessert fanden reißenden Absatz.
Frisch gestärkt machten sich die Kinder mit warmen Jacken, Stiefeln und Taschenlampen startklar für die Nachtwanderung. Gemächlich führte Siggi Vetter die kleinen Nachtschwärmer die Kastanienallee hinauf, wo ein schöner Ausblick über Wiesloch belohnt. Den Rückweg bergab nahmen die Kinder im Renntempo.
Zurück in der Kirche räumten flinke Hände Tische und Stühle beiseite und die Kinder bauten ihre Betten aus Isomatten, Schlafsack und Kuschelkissen. Jeder fand sein gemütliches Eckchen und holte seine Lieblingsbücher und –spiele hervor. In kleinen Gruppen spielten die Kinder oder lasen sich gegenseitig vor. Nachdem die Allerkleinsten mit Mama und Papa nach Hause gegangen waren, blieben zehn Übernachtungskinder übrig, die beim schummrigen Licht der Taschenlampen und elektrischen Kerzen der Geschichte vom Traumfresserchen lauschten, das die bösen Träume der Prinzessin aufaß. Beim Lied „La Le Lu, nur der Mann im Mond schaut zu“ waren die ersten Kinder schon fast eingeschlafen, während andere noch selbst lesen wollten oder sich unglaublich viel zu erzählen hatten bis schließlich gegen 1:00 Uhr völlige Ruhe einkehrte.
Als am nächsten Morgen gegen 7:30 Uhr Zeit zum Aufstehen war, krochen manche noch etwas verschlafen aus ihren Betten bzw. Schlafsäcken und richteten bereitwillig alles fürs gemeinsame Frühstück mit Nutella und selbst gekochter Erdbeermarmelade. Bis Bezirksevangelist Klaus Egolf mit frischen Brötchen im Bauwagen eintraf, hatten die Kinder erneut wie beim Kindergottesdienst im Oktober einen leckeren Obstsalat zubereitet. Nachdem alles ratzeputz leergegessen war, wurden Schlafsäcke und Isomatten zusammengerollt, Rücksäcke gepackt und aufgeräumt. Maria bastelte eine Grußkarte für die kleine herzkranke Tabea, von der Bezirksevangelist Rainer Lang am Vorabend erzählt hatte. Alle Kinder unterschrieben die Karte und schickten sie zusammen mit einer Eulenlaterne an Tabea ins Krankenhaus. Als gegen 10:00 Uhr die Leseratten und Nachteulen von ihren Eltern abgeholt wurden, kehrte wieder sakrale Stille und Ordnung in der Kirche Wiesloch ein.