Glockengeläut der Kirchen im Heidelberger Stadtteil Wieblingen mahnte zum ökumenischen Gottesdienst anlässlich des Volkstrauertags am Sonntag, 15. November 2020. Wegen der Hygieneregeln im Rahmen der Corona-Pandemie hatte der Stadtteilverein in Zusammenarbeit mit den beteiligten Kirchen vor die Pfarrkirche St. Bartholomäus eingeladen.
Die Herbstsonne schickte wohlwollende Sonnenstrahlen, während sich die Gottesdienstteilnehmer registrierten und auf die Stühle im gebotenen Abstand oder weiträumig auf die angrenzenden Rasenflächen verteilten. Vier Bläser des Posaunenchores eröffneten feierlich den Gottesdienst unter freiem Himmel, während Petra Stehle, Kantorin der katholischen Gemeinde St. Bartholomäus mit ausdruckstarker Stimme zusammen mit den Bläsern weitere musikalische Akzente setzte.
Prof. Dr. Martin Mark, Priester der katholischen Stadtkirche Heidelberg, begrüßte die Anwesenden der evangelischen, katholischen und neuapostolischen Gemeinde des Stadtteils. Nach dem Psalmgebet von Psalm 147 mit der ganzen Gemeinde gestaltete Dr. Verena Schlarb, Pfarrerin der evangelischen Kreuzgemeinde die Predigt anhand Lukas 16 „Vom ungerechten Verwalter“. Sie wisse, dass das Verhalten des reichen Mannes und das ungewöhnliche Handeln seines Verwalters Ratlosigkeit hinterlasse und markierte mit den Worten Petrus „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29) die Gerechtigkeit Gottes als Orientierungspunkt. Dabei erinnerte sie an Dietrich Bonhoeffer (1906 – 1945), der als lutherischer Theologe die Übereinstimmung christlichen Glaubens und Handelns sowie die Verkündigung eines Friedensgebots forderte, jedoch im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde. Die Rezitation des Glaubensbekenntnisses nach Dietrich Bonhoeffer von Priester Mark schloss den Bogen.
Vertreter der drei christlichen Kirchen verlasen die Fürbitten. Hirte i. R. Helmut Haas bat stellvertretend für die neuapostolische Gemeinde Heidelberg-Wieblingen um die Fähigkeit der Verantwortlichen, wirksam für die Würde jedes Menschen einzutreten und damit Feindschaft, Extremismus und Fanatismus entgegenzuwirken. Nach dem gemeinsamen Vaterunsergebet folgte eine Kranzniederlegung durch den Stadtteilverein Wieblingen. In seinen Schlussworten erinnerte Walter Petschan vom Stadtteilverein daran, dass 397 Wieblinger im 2. Weltkrieg und 114 im 1. Weltkrieg gefallen waren und dadurch unsagbares Leid über deren Familien und die Familien der unzähligen Kriegsversehrten hereingebrochen sei. „Nie mehr Krieg“ - das Bekenntnis zum Frieden sei Auftrag aller Christen.
Pfarrerin Schlarb und Priester Mark sprachen den Segen und die vier Bläser musizierten zum letzten Mal, bevor die Gottesdienstteilnehmer nachdenklich den Heimweg antraten und die Stühle wieder gestapelt wurden.