Dieses Wortspiel regte der neuordinierte Bischof Martin Schnaufer während seines ersten Gottesdienstes im Kirchenbezirk Heidelberg am Sonntag, 13. Jan.
2013 an. Einmütig aber auch ein bisschen wehmütig hatten sich die Gemeinden Heidelberg-Boxberg und Heidelberg-Rohrbach zum letzten Gottesdienst in der Kirche Heidelberg-Boxberg versammelt. Der kleine gemischte Chor, der Organist und der Violinist (alle Gemeinde Heidelberg-Rohrbach) waren gekommen, um dem Gottesdienst musikalisch ein feierliches Gepräge zu verleihen und um die Gemeindemitglieder der Gemeinde Heidelberg-Boxberg nach Heidelberg-Rohrbach „abzuholen“.
Bischof Schnaufer bezeichnete das „Weise mir Herr, deinen Weg“ aus dem vorgetragenen Chorlied „Herr, sei mir gnädig“ (CM 135) als Erwartung an Gott verbunden mit der Zuversicht auf seine Hilfe. In diesem Zusammenhang beleuchtete er die 48 Jahre bestehende Gemeinde, die im November 1964 in dem damals neuentstandenen Stadtteil Heidelberg-Boxberg gegründet wurde. Er stellte fest, dass nichts Getane vergeblich ist, Freud und Leid oft nah beieinanderliegen und alles von Dankbarkeit überstrahlt wird. Er empfahl mit der Dankbarkeit fürs Vergangene die Glaubenszuversicht für die Zukunft zu befeuern.
Dem Gottesdienst lag das Bibelwort aus Johannes 1, 14-15 zugrunde: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes gibt Zeugnis von ihm und ruft: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich.“ Dass es immer auf die Sehensweise ankommt, erläuterte der Bischof anhand der biblischen Figur Johannes, des Täufers, der zuerst auf Jesus hingewiesen hatte, aber gegen Ende seines Lebens die Grundsatzfrage stellte. Auch die beiden Schwestern Maria und Martha aus Bethanien, zu denen Jesus sagte: „Wenn du glaubst, wirst Du die Herrlichkeit Gottes sehen“ sicherten Jesus zuerst bedingungslosen Glauben zu. Als er dann aber befahl, den Stein vor der Grabhöhle Lazarus zu entfernen, gaben sie vor der Wiedererweckung des Bruders „Herr, er stinkt schon, denn er liegt seit vier Tagen“ zu bedenken. Der Bischof empfahl, das Glaubensprofil zu schärfen, mit erleuchteten Augen des Herzens zu sehen und das gelebte Bekenntnis des Glaubens in den Alltag und das Familien- und Gemeindeleben zu transportieren.
Evangelist Hans-Peter Döhling, der langjährige Vorsteher der Gemeinde Heidelberg-Boxberg und Bezirksältester Gerd Merkel unterstrichen die Sinnlinie des Gottesdienstes in ihren Predigtbeiträgen.
Nach der Feier des letzten Heiligen Abendmahles in der Gemeinde Heidelberg-Boxberg, bei dem auch manche Träne kullerte, würdigte Bischof Schnaufer die 22 Jahre der ehrenamtlichen Seelsorge und Gemeindeleitung von Evangelist Hans-Peter Döhling für die Gemeinde Heidelberg-Boxberg, in denen auch geschätzt mindestens 200.000 PKW-Km zurückgelegt worden seien, entlastete ihn von der Verantwortung als Vorsteher, dankte ihm mit einem exklusiven Blumenstrauß und gab bekannt, dass Evangelist Döhling künftig seine ehrenamtliche Amtstätigkeit in der Gemeinde Heidelberg-Werderstr. an der Seite von Hirte Helmut Haas und Evangelist Volker Nürk fortsetzen wird.
Zum Abschluss stimmte die versammelte Gemeinde voll Inbrunst das Lied „Nun danket alle Gott“ (GB 256) an, bevor der Bischof zusammen mit dem scheidenden Vorsteher und dem Vorsteher i. R. Hans Friedrich die Anwesenden verabschiedete.